Russische Kunst/Malerei

Das Haus der Künstler/innen – Ein Relikt aus Sowjetzeiten

Ein langer, dunkler Gang, behangen mit Gemälden, führt an zahlreichen doppelflügigen Holztüren vorbei. Der Blick des Besuchers weiss vor lauter Bildern nicht, wo sein Auge ruhen soll. Auf dem Schild an Türe Nr. 31 steht: Wladimir Aleksandrowitsch Arjepev. Ein Holzgriff baumelt an einer Schnur, die ins Innere führt. Zieht man daran, ertönt ein Glockenspiel, das den Maler herbei ruft. Wladimir öffnet mit einem breiten Lachen die Tür und führt in sein Reich, eines der zahlreichen Ateliers im „Haus der Künstler“ in der Stadt Kaluga. Nach dem dunklen Gang empfängt den Besucher helles Licht aus grossen Fenstern, welches die unzähligen Kunstwerke erstrahlen lässt.

Das Haus wurde noch in Sowjetzeiten errichtet und sollte den Kunstschaffenden Raum zum Arbeiten und Ausstellen bieten. Vielleicht diente es auch dazu, die kreativen Geister besser im Blick zu haben, verrät Wladimir schmunzelnd. 

Er erzählt von der Zeit, als Künstler vor allem Staatsaufträge auszuführen hatten, dafür aber über ein sicheres Einkommen verfügten. In einem gewissen Rahmen waren auch Experimente gestattet, üblicherweise aber Soz-Realismus und Propagandaplakate gefragt. Der Malererzählt, dass die Werke jeweils von einer Komission aus Kunstschaffenden abgenommen wurden und dies zu regen und für die Malerinnen und Maler durchaus auch fruchtbaren Diskussionen über Technik und Stil führte. Letztendlich musste aber das „Schedevr“ (chef d’oeuvre) der Parteilinie entsprechen. 

Jetzt ist alles anders. Die Künstler sind frei – frei von Ideologie und Zwängen, frei von unberechenbaren Machthabern und Angst; aber auch frei von einem festen Einkommen. Und wie das in der freien Marktwirtschaft so sei, sagt Wladimir, müsse man als normalsterblicher Kunstschaffender auch wieder Kompromisse eingehen, um zu überleben.

Wenn wir Ihre Neugier geweckt haben und Sie mit Wladimir und anderen Kulturschaffenden diskutieren wollen und selbst den Pinsel in die Hand nehmen möchten, um russische Sujets zu interpretieren: 

Herzlich Willkommen zu unserer Malreise nach Russland!                                         

Andrea Schild und Berno Z’Brun